Manchmal zieht es mir den Boden unter den Füßen weg. Ich fühle mich verloren – überwältigt von Sorgen, Ängsten oder Herausforderungen, die mir zu groß erscheinen. Es ist, als würde ich im Meer der Schwierigkeiten untergehen, während die Wellen mich hilflos hin- und her schleudern. Ich strample, kämpfe, aber allein finde ich nicht mehr ans sichere Ufer.
In solchen Momenten brauche ich jemanden, der mich sieht. Jemanden, der aufmerksam ist, der nicht wegschaut, sondern meine Not erkennt.
Heute vor 111 Jahren wurde die Deutsche Lebensrettungs-Gesellschaft in Leipzig gegründet. Der Anlass war tragisch: Der Einsturz einer Anlegestelle an der Seebrücke in Binz auf Rügen, bei dem viele Menschen in Gefahr gerieten, weil sie nicht schwimmen konnten. Mutige Matrosen von nahegelegenen Schiffen stürzten sich in die Fluten und retteten Menschenleben. Bis heute riskieren Retterinnen und Retter ihr Leben, um andere zurück auf festen Boden zu bringen, die alleine nicht mehr weiterkommen.
Diese Menschen handeln aus Nächstenliebe – "Liebe deinen Nächsten wie dich selbst" heißt es in der Bibel. Das erinnert uns daran, dass wir füreinander da sind, aufmerksam für die Nöte des anderen, bereit, einzugreifen, wenn jemand Hilfe braucht. Genau das tun die Rettungsschwimmer – für mich sind sie ein großes Vorbild.
Doch es gibt auch Momente, in denen wir selbst gerettet werden müssen. Es ist kein Zeichen von Schwäche, sondern von Demut, zu sagen: "Ich schaffe es nicht allein." Wir dürfen darauf vertrauen, dass wir nicht alleine durch die Stürme des Lebens gehen müssen. Ich glaube fest: Gott sieht unsere Not, und oft schickt er uns Menschen, die uns in schwierigen Zeiten beistehen und helfen.
Die DLRG erinnert mich daran, dass Rettung immer möglich ist – wenn jemand da ist, der auf uns achtet, und wenn wir bereit sind, die helfende Hand zu ergreifen. So kann ich darauf vertrauen, dass ich nie wirklich allein bin, egal wie stark die Wellen des Lebens mich auch treffen.