Manchmal wünschte ich mir, in Kontakt mit Gott zu kommen, wäre so einfach wie einen Freund anrufen. Nummer wählen, es läuten lassen und schon steht die Verbindung und er kann mich hören. Und hört mir zu: Weißt du eigentlich, Gott, was da gerade auf deiner Welt los ist? Nicht zum Aushalten ist das manchmal. Und ich da mittendrin und niemand hat mehr Zeit, und alles ist ein Gehetze und die große Weltpolitik ist verrückt geworden und es wird nur noch gestritten um Rohstoffe und Einfluss und…“
Und wenn ich mir dann mal alles von der Seele geredet habe, was da liegt und drückt und Magengrummeln macht, dann hole ich tief Luft und merke: da sind noch so viele andere Sachen, die ich am Telefon auch erzählen will: Der Abend neulich mit meiner Freundin – was haben wir gelacht und war das schön und gestern der Sonnenaufgang: „Wahnsinn, Gott, den hast du echt gut hingekriegt.“.
Aber Gott hat kein Telefon. Oder ich weiß die Nummer nicht. Neulich haben wir uns in der Dienstberatung unterhalten. Unsere Gemeindepädagogin war um keine Antwort verlegen: „Klar hat Gott eine Telefonnummer! – 50 15, das kann man sich ganz leicht merken!“ Erst dachte ich, sie will mich veräppeln. Doch dann habe ich es begriffen: in der Bibel. Im Alten Testament. Psalm 50, Vers 15: „Rufe mich an in der Not, so will ich dich erretten und du sollst mich preisen.“
Als ich diesen Satz so gelesen habe, begriff ich: Eine Telefonnummer braucht es gar nicht wirklich. Dieses Reden mit Gott und er hört mir zu, und ich kann alles loswerden, was mir auf der Seele liegt – das ist doch eigentlich eine ganz alte Sache: beten! Beten heißt nichts anderes als mit Gott reden.
Mir tut das gut. Und wenn ich keine Worte weiß, dann schweige ich einfach. So wie man das mit guten Freunden auch kann. Gott weiß schon, was mich bedrückt und was mich glücklich macht. Und jetzt weiß ich es auch, wenn ich mal wieder nicht weiß wohin mit mir und meinen Gedanken, wenn ich mein Handy zücke und die Telefonnummer suche: 50 15: Unter dieser Nummer ist Gott für mich immer erreichbar.