„Ich freue mich, wenn es regnet, denn wenn ich mich nicht freue, regnet es auch.“ – diese Weisheit von Karl Valentin kam mir in den Sinn, denn der Regen auf unserer Fahrradtour hörte und hörte nicht auf. Wir waren auf dem Havelradweg unterwegs, doch am dritten Tag hatten wir den Kanal voll. Mit den Rädern ständig durch herbstlichen Dauerregen – das macht echt keinen Spaß.
Wir steigen also in Oranienburg in die S-Bahn und fahren nach Hause. Unsere Tour - wir hatten sie lange geplant und uns auch lange drauf gefreut - wird abgebrochen. Etwas bedröppelt sitzen wir im Fahrradabteil und überlegen, wie wir jetzt das Beste draus machen. Man kann sich ärgern, aber man ist ja nicht dazu verpflichtet. Da hat Karl Valentin schon recht: „Ich freue mich, wenn es regnet, denn wenn ich mich nicht freue, regnet es auch.“ Heißt: die Dinge nehmen, wie sie sind. Und sie möglichst mit Humor nehmen. Heißt für mich: Sie aus Gottes Hand nehmen. Der hat sich schon was dabei gedacht. Darum gilt: sich die Freude am Leben nicht nehmen lassen. Auch wenn’s regnet.
Unsere Woche Urlaub ging trotz abgebrochener Radtour weiter. Wir haben halt umdisponiert, waren in der Sauna, im Kino, im Museum. Haben uns mit Freunden getroffen und sind am Wochenende spontan nach Greifswald gefahren, um alt gewordene Verwandte zu besuchen. Wenn wir an der Havel geradelt wären, hätten wir auch die tolle Aktion „Deutschland singt und klingt“ an 3. Oktober verpasst. Nun waren wir dabei. Mit Hundert Menschen unter freiem Himmel auf den Stufen des Berliner Doms Herbstlieder singen und Glaubenslieder und Hoffnungslieder wie diese: We shall overcome, Hejo, spann den Wagen an und Dona nobis Pacem. Und als wir beschwingt vom Dom weggingen, setzte verlässlich wieder der Regen ein.

