Im Schweiße unseres Angesichts strampeln wir den Hügel hinauf. Unser Fahrradurlaub die Havel entlang führt leider nicht nur sanft bergab auf frisch asphaltierten Radwegen mit ner kräftigen Brise Rückenwind, Nein, es geht auch mal über Stock und Stein, kilometerlang bergauf, inclusive Gegenwind und Nieselregen. „Warum tu ich mir das eigentlich an?“ hadere ich und überlege keuchend, ob ich jetzt vielleicht doch in dem Alter bin, mir ein E-Bike anzuschaffen. Während ich noch einen Gang runter schalte, fällt mir der Profi-Radsportler Udo Bölts ein, der seinem Teamkollegen Jan Ullrich einst ermunternd zurief: „Quäl dich, du Sau!“ Auf der berüchtigten Pyrenäenetappe bei der Tour de France `97 schwächelte Jan Ullrich. Der krasse Spruch seines Kollegen hat ihn dann aber dermaßen motiviert, dass er am Ende Sieger der Tour wurde. „Quäl dich, du Sau!“ ist seitdem zum geflügelten Wort geworden, in der Radsportszene und auch bei uns zuhause in allen schwierigen Lebenslagen, wo einem die Puste ausgeht..
In der Bibel klingt dieser Spruch etwas gemäßigt so: „Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot essen, bis du wieder zu Erde wirst, davon du genommen bist.“ – sagt Gott zu Adam, dem ersten Menschen. Die Bibel erzählt auf den ersten Seiten vom Paradies und davon, wie der Mensch es leider verspielt hat und daraus vertrieben wird. Nun ist das Leben nicht mehr leicht und lässig und sorgenfrei, sondern so, wie auch wir es kennen: bitter-süß, himmelhoch jauchzend – zu Tode betrübt, schmerzlich und schweißtreibend, Leid und Leidenschaft. Oft auch so, dass man sich quälen muss. Ironischerweise erleben viele von uns das kaum noch im Alltag bei der Arbeit. Dafür schwitzen wir dann in unserer Freizeit, quälen uns in die Muckibude oder strampeln uns eben ab beim Fahrradurlaub. Vielleicht weil uns das daran erinnert, dass zum Menschsein beides gehört: Schweiß und Schmerz und Entspannung und Leichtigkeit. Dass das Glück nicht zu haben ist ohne Berg-Etappen und Gegenwind.
Und jetzt haben wir uns eine Pause verdient: Das nächste Café ist unsers.